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Wie erlebten die Menschen die Industrielle Revolution?

Zwei Gedichte zum schlesischen Weberaufstand von 1844

Das Blutgericht

Hier im Ort ist das Gericht,

Noch schlimmer als die Femen,

Wo man nicht erst ein Urteil spricht

Das Leben schnell zu nehmen.

Hier wird der Mensch langsam gequält,

Hier ist die Folterkammer,

Hier werden Seufzer viel gezählt

Als Zeugen von dem Jammer.

Die Herren Zwanziger die Henker sind,

Die Dierig ihre Schergen,

Davon ein jeder tapfer schindt,

Anstatt was zu verbergen ...

Ihr seid die Quellen aller Not,

Die hier den Armen drücket,

Ihr seids, die ihm das trockne Brot

Noch von dem Munde rücket...

Ihr fangt stets an zu jeder Zeit

Den Lohn herabzubringen.

Und andre Schurken sind bereit

Eurem Beispiel nachzuringen...

Ich frage, wem ists wohl bekannt.

Wer sah vor zwanzig Jahren

Den übermüt'gen Fabrikant

In Staatskarossen fahren? ...

Wer traf wohl da Hauslehrer an

Bei einem Fabrikanten?

In Livreen Kutscher angetan,

Domestiken, Gouvernanten?

Heinrich Heine (1797-1856)

Die schlesischen Weber

Im düstern Auge keine Träne,

Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:

"Deutschland, wir weben dein Leichentuch,

Wir weben hinein den dreifachen Fluch -

Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem Götzen, zu dem wir gebeten

In Winterskälte und Hungersnöten;

Wir haben vergebens gehofft und geharrt,

Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt -

Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,

Den unser Elend nicht konnte erweichen,

Der den letzten Groschen von uns erpresst

Und uns wie Runde erschießen lässt -

Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem falschen Vaterlande,

Wo nur gedeihen Schmach und Schande,

Wo jede Blume früh geknickt,

Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt -

Wir weben, wir weben!

Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,

Wir weben emsig Tag und Nacht -

Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,

Wir weben hinein den dreifachen Fluch,

Wir weben, wir weben!"

1844



Lies die beiden Gedichte. Welche Gründe für das Weberelend werden darin angeführt?

Notiere sie in deiner Mappe!

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DIE NOT DER SCHLESISCHEN WEBER

Die Weber in Schlesien arbeiteten zum Teil noch sehr primitiv und rückständig. Neue Geräte waren teuer und reich waren sie nicht. In finsteren, stickigen Stuben bereiteten sie die Garne. Die feuchte und ungesunde Luft hatte große gesundheitliche Schäden. Dazu waren die Weber völlig abhängig von den Garn- und Leinwandhändlern. Ein Nachteil war auch das Fehlen einer. Zunftorganisation, die die Preise zugunsten der Weber hätte beeinflussen können. 1918 bereiste ein preußischer Beamter das Gebiet und erstattete dem König Bericht. "Die Spinner erhalten für ihr Garn kaum mehr Geld als sie für den Flachs ausgeben müssen. Doch sind sie immer noch besser dran als die Weber, da sie wenigstens in der guten Jahreszeit in der freien Luft weilen können, während jene ihr ganzes Leben in engen Stuben am Webstuhl zubringen müssen. Sie haben ein leichenähnliches Aussehen: einen riesigen Kropf und eine leichenähnliche Gesichtsfarbe."

Gewinnsüchtige Unternehmer nützten die Notlage der Weber aus. Für Hungerlöhne mussten die Männer in den Fabriken schuften, wenn sie überhaupt Arbeit bekamen, denn der Lohn für einen Mann reichte für etwa 3 - 4 Frauen oder Kinder. Der Wochenlohn einer ganzen Familie reichte gerade für den Kauf von 2 Pfund Hirse. In Scharen mussten die Weber ihre Dörfer verlassen, um irgendwo, z.B. beim Eisenbahnbau, Arbeit zu finden. Verendete Hunde oder Katzen bilden einen Leckerbissen, Rüben- und Kartoffeläcker mussten von Soldaten bewacht werden. Kartoffelschalen mit Buttermilch galt als Festessen.

Lies den Text oben und schreibe die Antworten auf die Fragen in deine Mappe!

  1. Nenne Schwierigkeiten für die schlesischen Weber! (Abschnitt 1 u. 2)
  2. Wie beschreibt der preußische Beamte ihr Aussehen? (Abschnitt 1 u. 2)
  3. Berichte über den Verdienst der Weber! (Abschnitt 3 u. 4)
  4. Was hatten sie zu essen? (Abschnitt 3 u. 4)
  5. Wie dachten die Unternehmer? (Abschnitt 3 u. 4)

Im Gebiet des Riesengebirges wurde aufgrund eines feuchten Klimas seit Jahrhunderten Flachs angebaut, der recht gut gedieh. Sonst gab der karge Mittelgebirgsboden nicht viel her. So verarbeiteten die Leute den Flachs meist in Heimarbeit, um sich einen kleinen Nebenverdienst zu verschaffen und die meist großen Familien ernähren zu können. Auf Handwebstühlen bereiteten sie die Gar ne, die wegen ihrer Güte überall gefragt waren. Sie trieben sogar einen Exporthandel, bis Napoleons Kontinentalsperre (kein Warenexport außerhalb Europas, insbesondere nicht nach England) unter diesen jäh unterbrach. Nach Aufhebung der Blockade waren die Märkte aber weg - an die englischen Händler. Ja, England warf seine Waren zu Schleuderpreisen auch auf den Kontinent, da sie durch Maschineneinsatz billiger produzieren konnten

Die Absatzkrise (1843/44) bei Webereierzeugnissen zwingt die Fabrikanten zur Herabsetzung der Preise und zur Kürzung der ohnehin kargen Löhne. In den Weberdörfern der preußischen Provinz Schlesien Langenbielau und Peterswaldau sind v.a. Heimarbeiter der Gebrüder Dierig und Beschäftigte der Firma Zwanziger betroffen. Am 4. Juni 1844 ziehen Massen von ihnen zum Zwanzigerschen Wohngebäude und fordern mehr Lohn, was man ihnen abschlägt. Daraufhin wird das Haus gestürmt, geplündert und verwüstet. In den Maschinen sehen die Weber die Hauptursache ihres Elends. Sie stürmen die Fabriken, zertrümmern die Maschinen und plündern die Warenlager. Daraufhin werden auch die anderen Gebäude der Firma verwüstet, ähnliches geschieht am nächsten Tag in Langenbielau, wo die Geschäftsräume der Dierigs zertrümmert werden, welche aber die Arbeiter mit Versprechungen beruhigen, bis Militär eintrifft und den Aufstand blutig beendet. Die äußere Ordnung ist wieder hergestellt.

Gerhart Hauptmann, Käthe Kollwitz und Heinrich Heine verarbeiten diesen spontanen Ausbruch der Verzweiflung in Kunstwerken.

Warum erhoben sich die schlesischen Weber?

Lies den Text und such die Informationen heraus, um das Schaubild unten auszufüllen! Übertrage das Schaubild in deine Mappe!

IN DEUTSCHLAND sind die Arbeitgeber heute gesetzlich verpflichtet, Arbeitsplätze, Maschinen, Geräte, Anlagen und sonstige Einrichtungen so einrichten, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vor gesundheitlichen Risiken und

Schädigungen geschützt sind. Mehr über das Thema "Arbeitsschutz" erfahrt ihr im Internet bei http://www.sozialpolitik.com unter "Arbeitsschutz".

Auch heute noch arbeiten in der Textilindustrie Frauen und Kinder in Entwicklungsländern unter entwürdigenden und gesundheitsgefährdenden Bedingungen. Sucht Beispiele!

AUF internationaler Ebene versucht z.B. die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) Arbeitsbedingungen in der weltweiten Bekleidungsproduktion zu verbessern. Welche Maßnahmen verfolgt die ILO bezüglich internationaler Arbeitsrechte und Kinderarbeit? Recherchiert im Internet unter http://www.ilo.org.

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Soziale Frage __

Wie war die Lage der Arbeiter während der Industriellen Revolution?

Schreibe auf, unter welchen Bedingungen Arbeiter damals lebten! - Beschreibe die Wohnungen, Ernährung etc. und vergleicht sie mit heute!

Wodurch hat sich die Lage der Arbeiter gebessert?

Welche Forderungen stellten die Arbeiter? Wie organisierten sie sich?

Fabrikarbeit - Heimarbeit

Das Fabriksystem, das schließlich die Heimarbeit ersetzte und zur kennzeichnenden Produktionsmethode in der modernen Volkswirtschaft wurde, begann sich Ende des 18.Jahrhunderts zu entwickeln. Als Fabriksystem bezeichnet man die Arbeitsbedingungen, innerhalb derer eine Reihe von Personen zusammenarbeitet, um Konsumgüter herzustellen. Heute versteht man unter dem BegriffFabrik im Allgemeinen ein großes Werk, in dem viele Menschen mit der Massenfertigung von Produkten beschäftigt sind.

Ende des 18.Jahrhunderts löste das Fabriksystem das Manufaktursystem ab. Dies führte zu einer Reformierung der Arbeitsweise. Auch hatte das Fabriksystem Auswirkungen auf die Gesellschaft.

Änderungen und Folgen:

- die Arbeit konnte nicht mehr zuhause erledigt werden, sondern wurde in ein speziell dafür errichtetes Gebäude, die Fabrik verlegt

- das Fabriksystem verlangte planmäßige Produktionsprozesse

- es führte zur Arbeitszerlegung und zur Zusammenführung von Teilschritten

- Arbeitsspezialisierung

- Massenproduktion

- Einführung von Zeit- und Ablaufplänen

- Einführung einer hierarchischen Befehlsstruktur

In folgenden Gewerben fasste die Fabrik, begünstigt durch die Erfindung der Dampfmaschine, besonders schnell Fuß: Waffenindustrie, Schwerindustrie

Not und Elend der Arbeiter

Aufgrund hervorragender medizinischer Erfolge war es den Wissenschaftlern und Medizinern gelungen, die Ursachen der verhängnisvollen Seuchen zu entdecken und erfolgreich zu bekämpfen. Dadurch war es möglich, die bisher sehr hohe Sterblichkeitsrate, vor allen Dingen bei Kindern, drastisch zu verringern. Die Folge dieser Leistungen der Ärzte und Wissenschaftler (und andere wichtige Faktoren) war eine enorme Bevölkerungsexplosion. So stieg allein in Deutschland die Zahl der Einwohner von 1816 bis 1913 von 24 auf 65 Millionen. Massenweise zogen diese Menschen nun vom Land, auf dem rund 80 °.'o der Einwohner wohnten und arbeiteten, in die Städte. Es kam zu einer regelrechten Landflucht. 1n der Fabrik, so hofften die Menschen, sei Arbeit und somit Lohn zu bekommen, uni die Familie zu ernähren. Folglich nahm die Einwohnerzahl in den Großstädten rapide zu. Waren es uni 18(0 erst 4000 Einwohner in Essen, so waren es um 1900 schon 119000, hauptsächlich Fabrikarbeiter. Durch diese »Massenflucht« von Menschen, die von den Dörfern alle in die Städte wollten, um Arbeit zu finden, gab es in den Fabrikstädten zu viele Arbeiter, ein Überangebot. Sie waren ohnmächtig gegenüber den Fabrikherren, denen die »Produktionsmittel«, die Maschinen und Anlagen, gehörten. Unter menschenunwürdigen Bedingungen lebten, ja hausten sie in Elendsvierteln. Überall dort, wo die Industrielle Revolution mit ihrer Industrialisierung einsetzte, entstanden rings um die Fabriken Massenquartiere und Notunterkünfte für die Arbeiter.

Die Häuser waren oft 6 bis 8-stöckig. In der Mitte hatte es die so genannten Höfe. Je höher man wohnte desto ärmer war man. Im Parterre waren fast immer die reichsten. Je nach dem wo man wohnte bekam man fast keine Sonne. Eine weitere Regel war; je weiter weg von der Straße, desto schlechter die Wohnverhältnisse. Fast wie eine soziale Skala. Die Zimmer waren schlecht geheizt und oftmals sehr feucht. Zudem waren sie fast immer übervölkert, und überfüllt, denn eine Wohnung bestand aus einem heizbaren Zimmer und einer Art Abstellkammer. Jene war aber nicht geheizt. Es gab keine eigentliche Küche. Ein Herd stand im Zimmer, der mit Kohle oder Holz geheizt werden musste. Niemand hatte ein WC im Zimmer. Es gab eine Art Gemeinschaftsklo.

Kostgänger: Leute, die am Mittag mitaßen und die Frau dafür bezahlten. So verdiente die Arbeiterfamilie ein bisschen mehr. Auch Studenten waren Kostgänger.

Schlafleute: Man hatte ein Bett bei einer Familie. Normalerweise 'teilte' es man noch mit jemandem. Der eine schlief durch die Nacht und arbeitete Tag Schicht, der andere ruhte während des Tages und arbeitete durch die Nacht. Hab und Gut haben sie in einem Koffer unter dem Bett verstaut. Die Situation wurde für die Arbeiter langsam untragbar, je länger je mehr.

»Aber selbst für diese Wohnungen hatten viele ... nicht das Geld. Familien besaßen in der Regel nur einen Raum, der Koch-, Wohn- und Schlafraum war. Die Einrichtungen dieser Wohnungen waren denkbar bescheiden. Ein großer, grob gearbeiteter stark abgenutzter Tisch, gegenüber, gewissermaßen als Sofa, eine Gartenbank mit Lehne, eine alte Kommode, drei Betten mit zerrissenen Strohsäcken und weichen, nicht vollen Federkissen, das Fenster ohne Vorhang ..., zwei alte Holzstühle.

Es war nichts Ungewöhnliches, »dass ein Mann, seine Frau, vier bis fünf Kinder und zuweilen noch Großvater und Grobmutter in einem einzigen Zimmer... leben, in dem sie arbeiten, essen und schlafen«.' ,Die Kinder sind oft halb verhungert und zerlumpt. Die Kleidung sehr häufig kaum hinreichend, ihre Blöße zu bedecken; viele selbst im Winter barfuß. Da die Proletarier nichts als ihre Arbeitskraft besaßen, mussten sie sich für den Lohn verkaufen, den der Unternehmer ihnen bot. Da ein bot an Arbeitern bestand, arbeiteten viele oft für weniger, als sie für den Lebensunterhalt der Familie brauchten. Infolgedessen mussten Frauen und Kinder mitarbeiten, Geld verdienen. Manche Fabrikherren stellten nur Frauen und Kinder ein, da sie diesen noch weniger Lohn bezahlen konnten. »In einer rheinischen Spinnereifabrik arbeiten 1825... bei Tage 95, bei Nacht 80 Kinder. Die Arbeitszeit dauerte im Sommer von 7.00 Uhr früh bis 9.00 Uhr abends, im Winter von 8.00 Uhr früh bis 9.00 Uhr abends.

In den Kohlen- und Eisenbergwerken ... arbeiten Kinder von vier, fünf, sieben Jahren. Sie werden gebraucht, um das losgebrochene Material von der Bruchstelle nach dem Pferdewagen oder dem Hauptschacht zu transportieren und um die Zugtüren, welche die verschiedenen Abteilungen des Bergwerkes trennen, bei der Passage von Arbeitern und Material zu öffnen und wieder zu schließen.

für Beaufsichtigung dieser Toren werden meist die kleinsten Kinder gebraucht, die auf diese Weise zwölf Stunden täglich Im Dunkeln einsam in einem engen, meist feuchten Gang sitzen müssen:

»Bleiche Gesichter, matte und entzündete Augen, aufgeschwollene Leiber aufgedunsene Backen, geschwollene Lippen..., böse Hautausschläge unterscheiden die Arbeiterkinder von denen, die nicht in der Fabrik arbeiten.«

»Alle Kinder werden geschlagen, am meisten, wenn sie müde sind. Sonst sind sie nicht wach zu halten, gestand ein Aufseher. Man schlug, trat oder brannte sie mit glühendem Eisen, obwohl sie um Gnade flehten.«

»Es kommt jeden Augenblick vor, dass die Kinder, so wie sie nach Hause kommen, sich auf den steinernen Fußboden vor dem Herde werfen und sogleich einschlafen, dass sie keinen Bissen Nahrung mehr zu sich nehmen können und im Schlaf von den Eltern gewaschen und zu Bette gebracht werden müssen, ja dass sie unterwegs sich vor Müdigkeit hinwerfen und tief in der Nacht von ihren Eltern dort aufgesucht und schlafend gefunden werden.«

Die erwachsenen Männer waren ähnlichen unmenschlichen Bedingungen ausgesetzt.

Auch sie hatten Arbeitszeiten von 15, 16, 17 und noch mehr Stunden. Ihre Arbeitsbedingungen, also ihr Arbeitsplatz, waren unzulänglich, d. h. ohne Schutz. Folglich gab es erhebliche Arbeitsunfälle. »Am häufigsten kommt es vor, dass ein einzelnes Glied von einem Finger abgequetscht wird ... Die gefährlichsten Stellen der Maschinen sind aber die Riemen. Wer von diesen Riemen ergriffen wird, den reißt die treibende Kraft pfeilschnell mit sieh herum, schlägt ihn oben gegen die Decke, dass selten ein Knochen am Körper ganz bleibt «

Auf dem Weg zur Arbeit

»Man sieht in Manchester außer den vielen Krüppeln auch eine große Anzahl Verstümmelter umhergehen; dem einen fehlt der ganze oder halbe Arm, dem anderen der Fuß, dem dritten das halbe Bein; man glaubt, unter einer Armee zu leben, die eben aus dem Feldzuge zurückkommt.«

»Die englischen Ärzte rechnen hohe Gebühren, und die Arbeiter sind nicht imstande, diese zu bezahlen. Sie können also entweder gar nichts tun, oder sie sind gezwungen, wohlfeile Quacksalber und Quackarzneien zu gebrauchen, mit denen sie sich auf die Dauer mehr schaden als nutzen.«`

Ein solcher »Betriebsunfall« aber bedeutete Arbeitslosigkeit, Hunger und 1,1end, da es keine Versicherungen gab, die für Verletzte, Kranke und Alte einsprangen, also keine Krankenkasse, keine Unfall-, keine Alters- oder Invalidenversicherung. Wer nicht mehr in der Lage war, seine Arbeitskraft zu verkaufen, war dein nackten Elend preisgegeben, Die schlechten Wohnungen, die kärgliche Nahrung, die dauernde körperliche Überanstrengung führten zu Krankheiten, hoher Sterblichkeit, vor allem bei Kindern, Alkoholsucht und Verwahrlosung der Kinder.

»Dass die Arbeiter stark trinken, ist nicht anders zu erwartend, Es wird behauptet, »dass in Glasgow jeden Samstagabend an dreißigtausend Arbeiter berauscht sind, und die Zahl ist gewiss nicht zu gering,«''

»Namentlich Samstag abends, wenn der Lohn ausbezahlt ist und etwas früher als gewöhnlich Feierabend gemacht wird kann man die Trunkenheit in ihrer ganzen Brutalität sehen. Ich bin sehen all einem solchen Abend aus Manchester herausgekommen, ohne einer Menge schwankender oder in den Rinnsteinen liegender Betrunkener zu begegnen.

Die Lage der Arbeiter 1830

»Proletariat«, so nannte man die Fabrikarbeiter, die nichts besaßen außer ihren Kindern (= proles). Sie waren ohnmächtig gegenüber den Fabrikherren, denen die »Produktionsmittel«, also Maschinen und Anlagen etc., gehörten)

»So von allen Seiten zurückgedrängt, genießt der Fabrikarbeiter nicht einmal eine rechtliche und politische Sicherstellung. Das Fabrikwesen erzeugt eine Hörigkeit neuer Art. Der Fabrikarbeiter ist der Leiheigene eines Brotherren, der ihn als nutzbringendes Werkzeug verbraucht und abgenutzt wegwirft.

Auch die politische Stellung des Fabrikarbeiters ist trostlos. Wegen seiner Abhängigkeit kann er politische Rechte nicht genießen, und würden sie ihm auch gewährt, so würde er, als Werkzeug seines Brotherrn, sie nach dessen Laune ausüben müssen.«

1830

17-18 Stunden Arbeitszeit

politische und wirtschaftliche Unterdrückung

kein Versicherungsschutz

Massenquartiere, Elendsviertel

2000

8-Stunden-Tag

Grundrechte, Tariflöhne, Arbeitsgerichtsbarkeit,

Krankenkasse, Arbeitslosenversicherung, Rentenversicherung Eigentum, Mietwohnungen

Maßnahmen zur Verbesserung der Lage der Arbeiter

»Stand der Arbeiter als einzelner dem Fabrikbesitzer gegenüber, musste er, wenn er an seinem Arbeitsplatz interessiert war, dessen Bedingungen annehmen. Traten alle Arbeiter dem Unternehmer gegenüber, geschlossen und einmütig, konnten sie diesen veranlassen, ihre Forderungen ganz oder wenigstens teilweise zu erfüllen.«'

»In manchen Gegenden griffen Arbeiter in ihrer Not und Verzweiflung zur blinden Gewalt. Sie zerstörten die neuen Maschinen, weil sie in ihnen die Ursache ihres Elends sahen. Gleichzeitig verwüsteten sie auch die Villen der Unternehmer. Soldaten wurden von der Regierung geschickt, um Ruhe und Ordnung wiederherzustellen. Der Staat schützte die Interessen der Fabrikherren. So hatten die Arbeiter nicht nur das wohlhabende Bürgertum, sondern auch den Staat gegen sich,

In Leipzig traten ca. 2500 Arbeiter zu einem »allgemeinen Gesellenverein« zusammen, der seinen Namen bald gegen den eines »Arbeitervereins« eintauschte.

Sie beschlossen die Errichtung von Kassen zur gegenseitigen Hilfeleistung bei Krankheits- und Unglücksfällen und zur Unterstützung der Kindererziehung. Sie beschlossen ferner, Volksbibliotheken und Sonntagsschulen zu gründen, um sich zu einer besseren Bildung zu verhelfen und ihren Meistern und Arbeitgebern gegenüber nicht länger als einfältig und ungebildet dazustehen und vor allem in Zukunft als vollwertige Staatsbürger angesehen zu werden.«:

»In anderen Städten schlossen sich ebenfalls mehr und mehr Arbeiter zusammen. Ohne Gewalt forderten sie

- Begrenzung der Arbeitszeit

- Bezahlung von Mehrarbeiten

- Unterstützung von Frauen und Kindern erkrankter Arbeiter durch Weiterbezahlung der Hallte des Lohnes des erkrankten Arbeiters - Mindestlöhne.«

Aus den Arbeitervereinen entwickelten sich die späteren Gewerkschaften (in Deutschland ab 1871), die es sich zur Aufgabe machten, mit den Fabrikherren Arbeitsbedingungen für alle Arbeiter auszuhandeln.

Gewerkschaftlich und christlich ausgerichtete Arbeitervereine: 1846 war unter der Initiative des katholischen Priesters Kolping der katholische Gesellenverein gegründet worden, »der später auch Nichthandwerker und Lohnarbeiter aufnahm und sich der moralischen und wirtschaftlichen Fürsorge widmete.«'

Auch der Bischof von Ketteler lenkte mit seiner Schrift »Die Arbeiterfrage und das Christentum« (1864) die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Probleme der Arbeiter.

Etwa um 18% gründete sich eine einheitliche christliche Gewerkschaft, »die gleiche Rechte für Arbeitnehmer und Arbeitgeber, sittliche, geistige und wirtschaftliche Hebung des Arbeiterstandes, Arbeiterschutzvereine, genossenschaftliche Selbsthilfe und Freiheit und Rechtssicherung beim Abschluss vors Arbeitsverträgen forderte«. Diese christliche Gewerkschaftsbewegung übte einen außerordentlich bedeutenden Einfluss auf die soziale Entwicklung Deutschlands aus.

Nachdem im Juli 1854 die Tätigkeit der deutschen Arbeitervereine durch Gesetz verboten wurde, regte sich erst mit Beginn der 60er Jahre wieder eine größere politische Aktivität.

Ferdinand Lassalle war der Meinung, dass nur durch die Gründung von Arbeiterparteien die Arbeiter die Möglichkeit und das Recht erhalten, auf die Politik und die Gesetzgebung einzuwirken. Deshalb gründete er am 23. Mai 1863 in Leipzig den »Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein« (ADAV).

1869 gründeten August Bebel und Liebknecht die »Sozialdemokratische Arbeiterpartei« (SDAP). Beide Parteien, Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein und Sozialdemokratische Arbeiterpartei, stellten überwiegend die gleichen Forderungen an die Regierung.

1875 schlossen sich ADAV und SDAP zu einer Partei zusammen, nämlich zur »Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands« (SADL Ihre Forderungen gegenüber dein Staat waren vielfältig. So verlangte sie

»allgemeines, gleiches, direktes Wahl- und Stimmrecht mit geheimer Stimmabgabe aller über 20 Jahre alten Reichsangehörigen ohne Unterschied des Geschlechts für alle Wahlen und Abstimmungen«, - »direkte Gesetzgebung durch das Volk«, - »Entscheidung über Krieg und Frieden durch die Volksvertretung«, - »Abschaffung aller Gesetze, welche die freie Meinungsäußerung und das Recht der Vereinigung - .. einschränken oder unterdrücken«,
- »Festsetzung eines höchstens acht Stunden betragenden Normalarbeitstages, Verbot der Erwerbsarbeit für Kinder unter 14 .Jahren«, - »allgemeine und gleiche Volkserziehung, einheitliche Arbeitszeitlänge, Verbot von Sonntagsarbeit, Schutzgesetze Für Leben und Gesundheit der Arbeiter«.

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Arbeit in der Fabrik

Lies die Texte!

Notiere die wichtigsten Merkmale der Fabrikarbeit in deine Mappe!

Bericht des Augsburger Tagblattes zur Inbetriebnahme der Mechanischen Baumwollspinnerei und Weberei 1840

(Auszug)

Der das Ganze bewegende Kran geht von zwei Turbinen (Kreiselrädern), die 15 Fuß unter dem Wasser stehen, aus. Ruhig steht über denselben die Wassermasse, und der Gang der Turbinen selbst ist durchaus nicht lärmend. Ober dem Wasser vereinigen sie mittelst kolossaler Räder ihre Kraft, die hier von der senkrechten zu horizontalen sich umändert, und einen eisernen Wellenbaum, so lang als das ganze Gebäude, in Bewegung setzt. Die Kraft der Turbinen beträgt über 100 Pferdekraft. Von dem Wellenbaum geht außer lokaler Bewegungsmittheilung zugleich die Bewegung eines perpendikulären, in Mitte des Gebäudes sich befindlichen andern großen Wellenbaumes aus. Hier ruht eine ungeheure Last, da dieser Wellenbaum, von oft mehr als 1" Dicke und bei seiner Höhe, ganz von Eisen ist, daher um Erhitzung und Reibung zu vermindern, eine eigene Vorrichtung zur steten Beölung, dort vorhanden. Dieser perpendikuläre Wellenbaum setzt wieder andere horizontale Wellenbäume in den oberen Sälen, die aber natürlich nicht mehr so kolossal sind, als der unterste, in Bewegung, von denen sie mittelst vieler Trommeln und Riemen auf die einzelnen Maschinen übergeht.


Stich der Fabrik um 1840


Mechanischer Webstuhl um 1840

Nun zu den einzelnen Maschinen. Im sogenannten Teufelssaale zu ebener Erde wird durch Maschinen die rohe Baumwolle zerrissen und für die Kardätschen vorbereitet. Der Arbeiter hat nichts zu thun, als die Wolle in die Maschine zu legen, und auf der andern Seite bearbeitet herauszunehmen. Bei dieser Arbeit erzeugt sich viel Staub, der aber in an den Maschinen angebrachten Röhren sich sammelt und durch einen Windfang (Ventilateur) aus dem Hause hinausgeblasen wird. Von da kommt die Wolle unter die Kardätschmaschinen (im 3ten Saal). Der Arbeiter hat hier nur die Maschinen vom Abfall, der zu Wattarbeiten benützt wird, zu reinigen, das Kardätschen selbst verrichten die Maschinen. Nach noch einigen Manipulationen gelangt die Wolle zu den Spinnmaschinen (4ter und 5ter Saal). Hier spinnt sich die Wolle zu schönem gleichem und gut gedrehtem Faden, während zu jeder Maschine mit 300 Spindeln nur ein Paar Personen benöthigt sind.

Im 6ten Saale werden in der einen Abtheilung die Zettel wiederum maschinenmäßig gefertiget, und diese wieder in der andern Abtheilung geschlichtet. Dieses Lokal wird auf gegen 30°R. erwärmt, um die Schlicht wieder zu trocknen. Von hier aus kommen die Zettel auf die Webstühle, deren der Bestimmung gemäß 600 sein werden. Die Webstühle sind sehr einfach, und ganz von Eisen, wie dies auch bei den andern Maschinen, wo es nur thunlich, der Fall. -Diesmal arbeiteten ungefähr 40 Webstühle, und von den andern Maschinen von jeder Gattung einige, so daß man sich von der ganzen Manipulation wohl einen Begriff machen, und die wundervolle Ordnung, wie die sinnreiche Einrichtung der Maschinen bewundern konnte. Die Zahl der Arbeiter wird täglich vermehrt, so daß bald dieses riesenhafte Etablissement in vollständiger Thätigkeit sein dürfte, das dem Lande bedeutende




Feinspinnmaschine um 1840, importiert aus dem Elsaß

Text und Bilder aus:: Augsburg auf dem Weg ins Industriezeitalter.. München 1985. S.28- 34.

Abbildung der unten genannten Fabrik

Arbeiten in einer Spinnerei

Die Augsburger Fabrikarbeiter wandten sich am 24. 10. 1865 mit einer Bittschrift an den bayerischen König Max II., um eine Verbesserung der Arbeitsverhältnisse zu erreichen.

Ein normaler Arbeiter begann in der Früh um 5.00 Uhr zu arbeiten und hörte abends um 19.00 Uhr auf. Es gab weder Frühstücks-, noch Mittagspause und eine Abendbrotzeit erst recht nicht, denn die Maschinen fortlaufend in Betrieb waren. Sie arbeiteten also 13 Stunden am Tag, da es auch keine endgültig feststehenden Arbeitszeiten gab, wurde diese schon mal bis acht Uhr abends und am Wochenende bis elf Uhr nachts ausgedehnt. Für den Hin- und Rückweg zum Arbeitsplatz benötigten die Arbeiter auch noch einmal zwei Stunden, dass heißt um 3.00 Uhr morgens aufstehen und frühestens um 21.00 Uhr nach Hause kommen. Der 5stündige Schlaf bot den Arbeitern nicht genügend Zeit um sich von den strapaziösen Anstrengungen zu regenerieren und zu erholen. Nicht nur die Männer litten unter dieser Situation, sondern auch die Frauen und Kinder. Hinzu kommen aber auch noch die miserablen Arbeitsbedingungen. In den Fabrikhallen atmeten die Arbeiter den Staub der Wolle, scharfe Gerüche von Ölen und Fetten und schädlich Dünste ein, denn eine ordentliche Durchlüftung gab es nicht.

Oft kam es vor, dass Kinder in den Fabriken arbeiten mussten, um sich das Geld für Brot zu verdienen. In einem Alter von 21 Jahren, dass wir heute selbstverständlich als Jungend bezeichnen, waren diese Kinder schon so verbraucht und körperlich zu Grunde gerichtet, denn viele von ihnen waren wehrunfähig und konnten auch keine hohe Lebensdauer mehr erwarten. Es wurden aber nicht nur junge Kinder und die Männer selbst in den physischen Verfall getrieben, sondern auch die Frauen. Frauen, die in solchen Fabriken arbeiteten, wurden dermaßen geschädigt, dass sie keine gesunden Kinder mehr zur Welt bringen konnte, und auf diese Kinder hofften die Fabriken.

In ihrer Petition stellten die Arbeiter die Forderung, dass die Arbeitszeit von 6.00 Uhr bis 19.00 Uhr festgelegt wird und sie somit mehr Erholungs- und Ruhezeit haben.

Britta Pöstges & Silke Weymar

Grundriss der Gladbacher Spinnerei May



Batteur = Schlagmaschine in der Spinnerei zur Auflockerung der Baumwollklumpen. (c) Dudenverlag.

Vervollständige die Zeichnung und übertrage sie in deine Mappe!

(Überangebot an Arbeitskräften, neue Maschinen, Arbeitslosigkeit, Kinder- und Frauenarbeit, unmenschliche Arbeitsbedingungen, Elends- und Massenquartiere, Hunger, Elend, Selbstmord, Alkoholismus, Rechtlosigkeit, Ausbeutung, Armut, Verelendung)

Wodurch hat sich die Lage der Arbeiter verbessert?

Vervollständige die Zeichnung und übertrage sie in deine Mappe!

(Gründung von Arbeitervereinen, Gründung von Arbeiterparteien, Entwicklung von Gewerkschaften, Mindestlohn, Begrenzung der Arbeitszeit, gleiche Rechte für Arbeitnehmer und Arbeitgeber, allgemeines und gleiches Wahlrecht, Demokratisierung, 8-Stunden-Tag)