Wie erlebten die Menschen die Industrielle Revolution?
Zwei Gedichte zum schlesischen Weberaufstand von 1844
Das Blutgericht Hier im Ort ist das Gericht, Noch schlimmer als die Femen, Wo man nicht erst ein Urteil spricht Das Leben schnell zu nehmen. Hier wird der Mensch langsam gequält, Hier ist die Folterkammer, Hier werden Seufzer viel gezählt Als Zeugen von dem Jammer. Die Herren Zwanziger die Henker sind, Die Dierig ihre Schergen, Davon ein jeder tapfer schindt, Anstatt was zu verbergen ... Ihr seid die Quellen aller Not, Die hier den Armen drücket, Ihr seids, die ihm das trockne Brot Noch von dem Munde rücket... Ihr fangt stets an zu jeder Zeit Den Lohn herabzubringen. Und andre Schurken sind bereit Eurem Beispiel nachzuringen... Ich frage, wem ists wohl bekannt. Wer sah vor zwanzig Jahren Den übermüt'gen Fabrikant In Staatskarossen fahren? ... Wer traf wohl da Hauslehrer an Bei einem Fabrikanten? In Livreen Kutscher angetan, Domestiken, Gouvernanten? |
Heinrich Heine (1797-1856) Die schlesischen Weber Im düstern Auge keine Träne, Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne: "Deutschland, wir weben dein Leichentuch, Wir weben hinein den dreifachen Fluch - Wir weben, wir weben! Ein Fluch dem Götzen, zu dem wir gebeten In Winterskälte und Hungersnöten; Wir haben vergebens gehofft und geharrt, Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt - Wir weben, wir weben! Ein Fluch dem König, dem König der Reichen, Den unser Elend nicht konnte erweichen, Der den letzten Groschen von uns erpresst Und uns wie Runde erschießen lässt - Wir weben, wir weben! Ein Fluch dem falschen Vaterlande, Wo nur gedeihen Schmach und Schande, Wo jede Blume früh geknickt, Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt - Wir weben, wir weben! Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht, Wir weben emsig Tag und Nacht - Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch, Wir weben hinein den dreifachen Fluch, Wir weben, wir weben!" 1844 |
Lies die beiden Gedichte. Welche Gründe für das Weberelend werden darin angeführt?
Notiere sie in deiner Mappe!
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DIE NOT DER SCHLESISCHEN WEBER
Die Weber in Schlesien arbeiteten zum Teil noch sehr primitiv und rückständig. Neue Geräte waren teuer und reich waren sie nicht. In finsteren, stickigen Stuben bereiteten sie die Garne. Die feuchte und ungesunde Luft hatte große gesundheitliche Schäden. Dazu waren die Weber völlig abhängig von den Garn- und Leinwandhändlern. Ein Nachteil war auch das Fehlen einer. Zunftorganisation, die die Preise zugunsten der Weber hätte beeinflussen können. 1918 bereiste ein preußischer Beamter das Gebiet und erstattete dem König Bericht. "Die Spinner erhalten für ihr Garn kaum mehr Geld als sie für den Flachs ausgeben müssen. Doch sind sie immer noch besser dran als die Weber, da sie wenigstens in der guten Jahreszeit in der freien Luft weilen können, während jene ihr ganzes Leben in engen Stuben am Webstuhl zubringen müssen. Sie haben ein leichenähnliches Aussehen: einen riesigen Kropf und eine leichenähnliche Gesichtsfarbe."
Gewinnsüchtige Unternehmer nützten die Notlage der Weber aus. Für Hungerlöhne mussten die Männer in den Fabriken schuften, wenn sie überhaupt Arbeit bekamen, denn der Lohn für einen Mann reichte für etwa 3 - 4 Frauen oder Kinder. Der Wochenlohn einer ganzen Familie reichte gerade für den Kauf von 2 Pfund Hirse. In Scharen mussten die Weber ihre Dörfer verlassen, um irgendwo, z.B. beim Eisenbahnbau, Arbeit zu finden. Verendete Hunde oder Katzen bilden einen Leckerbissen, Rüben- und Kartoffeläcker mussten von Soldaten bewacht werden. Kartoffelschalen mit Buttermilch galt als Festessen.
Lies den Text oben und schreibe die Antworten auf die Fragen in deine Mappe!
- Nenne Schwierigkeiten für die schlesischen Weber! (Abschnitt 1 u. 2)
- Wie beschreibt der preußische Beamte ihr Aussehen? (Abschnitt 1 u. 2)
- Berichte über den Verdienst der Weber! (Abschnitt 3 u. 4)
- Was hatten sie zu essen? (Abschnitt 3 u. 4)
- Wie dachten die Unternehmer? (Abschnitt 3 u. 4)
Im Gebiet des Riesengebirges wurde aufgrund eines feuchten Klimas seit Jahrhunderten Flachs angebaut, der recht gut gedieh. Sonst gab der karge Mittelgebirgsboden nicht viel her. So verarbeiteten die Leute den Flachs meist in Heimarbeit, um sich einen kleinen Nebenverdienst zu verschaffen und die meist großen Familien ernähren zu können. Auf Handwebstühlen bereiteten sie die Gar ne, die wegen ihrer Güte überall gefragt waren. Sie trieben sogar einen Exporthandel, bis Napoleons Kontinentalsperre (kein Warenexport außerhalb Europas, insbesondere nicht nach England) unter diesen jäh unterbrach. Nach Aufhebung der Blockade waren die Märkte aber weg - an die englischen Händler. Ja, England warf seine Waren zu Schleuderpreisen auch auf den Kontinent, da sie durch Maschineneinsatz billiger produzieren konnten
Die Absatzkrise (1843/44) bei Webereierzeugnissen zwingt die Fabrikanten zur Herabsetzung der Preise und zur Kürzung der ohnehin kargen Löhne. In den Weberdörfern der preußischen Provinz Schlesien Langenbielau und Peterswaldau sind v.a. Heimarbeiter der Gebrüder Dierig und Beschäftigte der Firma Zwanziger betroffen. Am 4. Juni 1844 ziehen Massen von ihnen zum Zwanzigerschen Wohngebäude und fordern mehr Lohn, was man ihnen abschlägt. Daraufhin wird das Haus gestürmt, geplündert und verwüstet. In den Maschinen sehen die Weber die Hauptursache ihres Elends. Sie stürmen die Fabriken, zertrümmern die Maschinen und plündern die Warenlager. Daraufhin werden auch die anderen Gebäude der Firma verwüstet, ähnliches geschieht am nächsten Tag in Langenbielau, wo die Geschäftsräume der Dierigs zertrümmert werden, welche aber die Arbeiter mit Versprechungen beruhigen, bis Militär eintrifft und den Aufstand blutig beendet. Die äußere Ordnung ist wieder hergestellt.
Gerhart Hauptmann, Käthe Kollwitz und Heinrich Heine verarbeiten diesen spontanen Ausbruch der Verzweiflung in Kunstwerken.
Warum erhoben sich die schlesischen Weber?
Lies den Text und such die Informationen heraus, um das Schaubild unten auszufüllen! Übertrage das Schaubild in deine Mappe!
IN DEUTSCHLAND sind die Arbeitgeber heute gesetzlich verpflichtet, Arbeitsplätze, Maschinen, Geräte, Anlagen und sonstige Einrichtungen so einrichten, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vor gesundheitlichen Risiken und
Schädigungen geschützt sind. Mehr über das Thema "Arbeitsschutz" erfahrt ihr im Internet bei http://www.sozialpolitik.com unter "Arbeitsschutz".
Auch heute noch arbeiten in der Textilindustrie Frauen und Kinder in Entwicklungsländern unter entwürdigenden und gesundheitsgefährdenden Bedingungen. Sucht Beispiele!
AUF internationaler Ebene versucht z.B. die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) Arbeitsbedingungen in der weltweiten Bekleidungsproduktion zu verbessern. Welche Maßnahmen verfolgt die ILO bezüglich internationaler Arbeitsrechte und Kinderarbeit? Recherchiert im Internet unter http://www.ilo.org.
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Arbeit in der Fabrik
Lies die Texte!
Notiere die wichtigsten Merkmale der Fabrikarbeit in deine Mappe!
Bericht des Augsburger Tagblattes zur Inbetriebnahme der Mechanischen Baumwollspinnerei und Weberei 1840
(Auszug)
Der das Ganze bewegende Kran geht von zwei Turbinen (Kreiselrädern), die 15 Fuß unter dem Wasser stehen, aus. Ruhig steht über denselben die Wassermasse, und der Gang der Turbinen selbst ist durchaus nicht lärmend. Ober dem Wasser vereinigen sie mittelst kolossaler Räder ihre Kraft, die hier von der senkrechten zu horizontalen sich umändert, und einen eisernen Wellenbaum, so lang als das ganze Gebäude, in Bewegung setzt. Die Kraft der Turbinen beträgt über 100 Pferdekraft. Von dem Wellenbaum geht außer lokaler Bewegungsmittheilung zugleich die Bewegung eines perpendikulären, in Mitte des Gebäudes sich befindlichen andern großen Wellenbaumes aus. Hier ruht eine ungeheure Last, da dieser Wellenbaum, von oft mehr als 1" Dicke und bei seiner Höhe, ganz von Eisen ist, daher um Erhitzung und Reibung zu vermindern, eine eigene Vorrichtung zur steten Beölung, dort vorhanden. Dieser perpendikuläre Wellenbaum setzt wieder andere horizontale Wellenbäume in den oberen Sälen, die aber natürlich nicht mehr so kolossal sind, als der unterste, in Bewegung, von denen sie mittelst vieler Trommeln und Riemen auf die einzelnen Maschinen übergeht.
Stich der Fabrik um 1840
Mechanischer Webstuhl um 1840 |
Nun zu den einzelnen Maschinen. Im sogenannten Teufelssaale zu ebener Erde wird durch Maschinen die rohe Baumwolle zerrissen und für die Kardätschen vorbereitet. Der Arbeiter hat nichts zu thun, als die Wolle in die Maschine zu legen, und auf der andern Seite bearbeitet herauszunehmen. Bei dieser Arbeit erzeugt sich viel Staub, der aber in an den Maschinen angebrachten Röhren sich sammelt und durch einen Windfang (Ventilateur) aus dem Hause hinausgeblasen wird. Von da kommt die Wolle unter die Kardätschmaschinen (im 3ten Saal). Der Arbeiter hat hier nur die Maschinen vom Abfall, der zu Wattarbeiten benützt wird, zu reinigen, das Kardätschen selbst verrichten die Maschinen. Nach noch einigen Manipulationen gelangt die Wolle zu den Spinnmaschinen (4ter und 5ter Saal). Hier spinnt sich die Wolle zu schönem gleichem und gut gedrehtem Faden, während zu jeder Maschine mit 300 Spindeln nur ein Paar Personen benöthigt sind. Im 6ten Saale werden in der einen Abtheilung die Zettel wiederum maschinenmäßig gefertiget, und diese wieder in der andern Abtheilung geschlichtet. Dieses Lokal wird auf gegen 30°R. erwärmt, um die Schlicht wieder zu trocknen. Von hier aus kommen die Zettel auf die Webstühle, deren der Bestimmung gemäß 600 sein werden. Die Webstühle sind sehr einfach, und ganz von Eisen, wie dies auch bei den andern Maschinen, wo es nur thunlich, der Fall. -Diesmal arbeiteten ungefähr 40 Webstühle, und von den andern Maschinen von jeder Gattung einige, so daß man sich von der ganzen Manipulation wohl einen Begriff machen, und die wundervolle Ordnung, wie die sinnreiche Einrichtung der Maschinen bewundern konnte. Die Zahl der Arbeiter wird täglich vermehrt, so daß bald dieses riesenhafte Etablissement in vollständiger Thätigkeit sein dürfte, das dem Lande bedeutende |
Feinspinnmaschine um 1840, importiert aus dem Elsaß
Text und Bilder aus:: Augsburg auf dem Weg ins Industriezeitalter.. München 1985. S.28- 34.
Abbildung der unten genannten Fabrik
Arbeiten in einer Spinnerei
Die Augsburger Fabrikarbeiter wandten sich am 24. 10. 1865 mit einer Bittschrift an den bayerischen König Max II., um eine Verbesserung der Arbeitsverhältnisse zu erreichen.
Ein normaler Arbeiter begann in der Früh um 5.00 Uhr zu arbeiten und hörte abends um 19.00 Uhr auf. Es gab weder Frühstücks-, noch Mittagspause und eine Abendbrotzeit erst recht nicht, denn die Maschinen fortlaufend in Betrieb waren. Sie arbeiteten also 13 Stunden am Tag, da es auch keine endgültig feststehenden Arbeitszeiten gab, wurde diese schon mal bis acht Uhr abends und am Wochenende bis elf Uhr nachts ausgedehnt. Für den Hin- und Rückweg zum Arbeitsplatz benötigten die Arbeiter auch noch einmal zwei Stunden, dass heißt um 3.00 Uhr morgens aufstehen und frühestens um 21.00 Uhr nach Hause kommen. Der 5stündige Schlaf bot den Arbeitern nicht genügend Zeit um sich von den strapaziösen Anstrengungen zu regenerieren und zu erholen. Nicht nur die Männer litten unter dieser Situation, sondern auch die Frauen und Kinder. Hinzu kommen aber auch noch die miserablen Arbeitsbedingungen. In den Fabrikhallen atmeten die Arbeiter den Staub der Wolle, scharfe Gerüche von Ölen und Fetten und schädlich Dünste ein, denn eine ordentliche Durchlüftung gab es nicht.
Oft kam es vor, dass Kinder in den Fabriken arbeiten mussten, um sich das Geld für Brot zu verdienen. In einem Alter von 21 Jahren, dass wir heute selbstverständlich als Jungend bezeichnen, waren diese Kinder schon so verbraucht und körperlich zu Grunde gerichtet, denn viele von ihnen waren wehrunfähig und konnten auch keine hohe Lebensdauer mehr erwarten. Es wurden aber nicht nur junge Kinder und die Männer selbst in den physischen Verfall getrieben, sondern auch die Frauen. Frauen, die in solchen Fabriken arbeiteten, wurden dermaßen geschädigt, dass sie keine gesunden Kinder mehr zur Welt bringen konnte, und auf diese Kinder hofften die Fabriken.
In ihrer Petition stellten die Arbeiter die Forderung, dass die Arbeitszeit von 6.00 Uhr bis 19.00 Uhr festgelegt wird und sie somit mehr Erholungs- und Ruhezeit haben.
Britta Pöstges & Silke Weymar
Grundriss der Gladbacher Spinnerei May
Batteur = Schlagmaschine in der Spinnerei zur Auflockerung der Baumwollklumpen. (c) Dudenverlag.
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(Überangebot an Arbeitskräften, neue Maschinen, Arbeitslosigkeit, Kinder- und Frauenarbeit, unmenschliche Arbeitsbedingungen, Elends- und Massenquartiere, Hunger, Elend, Selbstmord, Alkoholismus, Rechtlosigkeit, Ausbeutung, Armut, Verelendung)
Wodurch hat sich die Lage der Arbeiter verbessert?
Vervollständige die Zeichnung und übertrage sie in deine Mappe!
(Gründung von Arbeitervereinen, Gründung von Arbeiterparteien, Entwicklung von Gewerkschaften, Mindestlohn, Begrenzung der Arbeitszeit, gleiche Rechte für Arbeitnehmer und Arbeitgeber, allgemeines und gleiches Wahlrecht, Demokratisierung, 8-Stunden-Tag)